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Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums

Das Erbe unserer Ahnen

„Auf den ersten Blick scheint es ein Fehlgriff zu sein, magere Flächen zu einem Wanderweg zu vernetzen, denn der Wortteil „mager“ drückt etwas aus, was scheinbar von der Norm negativ abweicht. Tatsächlich zählen die Magerrasen und Heiden aus der Sicht der landwirtschaftlichen Nutzung zu den ärmsten Flächen. Auf ihnen ist der Aufwuchs so gering, dass unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Nutzung kaum noch lohnt. Während in den vergangenen Jahrhunderten die Magerrasen und Heiden zu den häufigen Bestandteilen der Kulturlandschaft gehörten, sind heute die gedüngten, ertragreicheren landwirtschaftlichen Nutzflächen neben den Waldbeständen prägend für das Landschaftsbild des Diemeltals. Was früher noch im Überschuss vorhanden war, ist heute zur Mangelware geworden. Genau in dieser Seltenheit liegt ihre Besonderheit begründet“ so Sieglinde und Maren Bultmann in ihrem Buch aus dem Jahr 1995 ‚Magerrasen und Heiden im Raum Kassel‘.

 

Kulturlandschaft mit höchster Artenvielfalt in Mitteleuropa

Die Kalkmagerrasen im Diemeltal haben sich im Zuge von Waldrodungen und der anschließenden Beweidung mit Schafen und Ziegen in den vergangenen 1200 bis 1500 Jahren entwickelt. Die Kombination von Beweidung ohne zusätzlichen Nährstoffeintrag mit dem wasserdurchlässigen Kalkgestein und der hohen Sonneneinstrahlung an den meist nach Süden ausgerichteten Hanglagen schafft »mageren Rasen«. Das Resultat sind, wie eingangs beschrieben, Flächen, die einen optimalen Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt bieten. Um diese einzigartige Kulturlandschaft zu bewahren, ist die Beweidung mit Schafen und Ziegen auf den Flächen kontinuierlich erforderlich. Da die Anzahl der Schäfereibetriebe in den vergangen 50 – 60 Jahren massiv zurückgegangen ist, reicht dies häufig nicht aus. Dann werden Teilflächen in gewissen Zeiträumen gemäht oder gemulcht. Um eine möglichst optimale Pflege der Kalkmagerrasen zu gewährleisten, arbeiten die Vertreter von verschiedenen Ämtern und im Kreis Höxter zusätzlich die Landschaftsstation Hand in Hand.

Kalkmagerrasen bilden mit ihren seltenen Tier- und Pflanzenarten einen sensiblen Lebensraum. Sie sind die artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. Aus diesem Grund sind die meisten dieser Flächen als FFH-Gebiete* im Rahmen des europäischen Schutzgebietssystems NATURA  2000 oder als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Die Schutzgebiete mit ihren weiten offenen Flächen und Heckenstrukturen sind Lebens- und Nahrungsraum für selten gewordene Vögel. Neuntöter, Feldschwirl, Wendehals und Bluthänfling, aber auch Feldlerche, Wiesenpieper und Rotmilan können hier beispielsweise beobachtet werden.        *FFH-Gebiete = Fauna-Flora-Habitate

 

Forschungsgebiet: Das Diemeltal mit seinen zahlreichen Kalkmagerrasenflächen ist Forschungsgebiet für unterschiedliche Universitäten und Hochschulen. Die Universität Osnabrück mit Prof. Dr. Thomas Fartmann, der seine Dissertation bereits über die Schmetterlingspopulationen im Diemeltal geschrieben hatte, betreibt ein vom Bundesamt für Naturschutz finanziertes "Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben". Weitere Informationen dazu gibt es hier: www.kalkmagerrasen.net

 

Hinweis und Bitte: Das Betreten ist auf den von uns ausgeschilderten öffentlichen Wegen/Pfaden erlaubt.  Bitte bleiben Sie auf diesen Pfaden und gehen Sie nicht in die Flächen hinein. Jegliches Entfernen von Pflanzen oder Tieren ist ebenso wie das nachhaltige Schädigen der Flächen verboten. Bitte seien Sie achtsam und helfen Sie mit, diese Jahrhunderte alte Kulturlandschaft mit all ihrer Besonderheit und Schönheit zu erhalten.